Modul 1 » Kugelsternhaufen

Kugelsternhaufen sind eine Ansammlung von vielen (typischerweise hunderttausenden) Sternen, die alle umeinander kreisen: man sagt, die Sterne sind gravitativ gebunden, da sie dem Kugelsternhaufen in der Regel nicht entkommen können. Jeder Stern wird durch Schwerkraft zu allen anderen Sternen der Kugelsternhaufens angezogen, und befindet sich daher in einer art Umlaufbahn um den ganzen Haufen. Da diese Umlaufbahnen sehr chaotisch angeordnet sind entsteht ein kugelförmiger Sternenball, daher der Name Kugelsternhaufen.

Kugelsternhaufen findet man in unserer Milchstraße und anderen Galaxien. Sie kreisen dabei allerdings typischerweise nicht in der Scheibe der Galaxie um ihr Zentrum, wie es z.B. unser Sonnensystem tut, sondern befinden sich verteilt im sogenannten Halo der Galaxien.

Diagramm des Aufbaus unserer Galaxie, der Milchstraße
Der linke Teil der Abbildung zeigt die Position der Sonne (Englisch: Sun) in der Milchstraße, wie man sie sehen würde, wenn man von außen frontal auf die Scheibe blicken könnte. Im rechten Teil wird unsere Galaxie so dargestellt, wie man sie flach entlang der Scheibe sehen würde. Im Zentrum der Milchstraße (und allgemein Spiralgalaxien) findet man den Bulge, eine Ansammlung von alten Sternen ohne Gas. Kugelsternhaufen (Englisch: Globular Clusters) kreisen außerhalb der Rotationsebene (Scheibe, Englisch: Disc) der Galaxie. Bildquelle: Links: NASA/JPL-Caltech; rechts: ESA; Layout: ESA/ATG medialab

Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Objekten, die Astronomen bekannt sind. Sie sind Milliarden Jahre alt, und können sogar verwendet werden, um das Alter des Universums grob einzugrenzen (als Mindestalter, das Universum muss schließlich mindestens so alt wie die ältesten Kugelsternhaufen sein). Wie das Alter der Sterne eines Kugelsternhaufens bestimmt wird, werden wir im 2. Modul besprechen. Dabei ist immer noch nicht ganz verstanden, wie genau Kugelsternhaufen entstanden sind. Klar ist, dass in Kugelsternhaufen praktisch keine Sternentstehung mehr stattfindet, da kein Gas mehr in ihnen vorhanden ist. Gas ist aber benötigt, damit Sterne entstehen können.

Der Kugelsternhaufen M4

M4, aufgenommen mit dem 2,2-m-Teleskop der ESO (European Southern Observatory)
Bildquelle: ESO; ESO Imaging Survey

Das M im Namen M4 steht für Messier. M4 ist das vierte Objekt im sogenannten Messier-Katalog. Dieser Katalog wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom französischen Astronomen Charles Messier veröffentlich. Er beinhaltet viele astronomische Objekte die schon mit sehr einfachen Mitteln am Himmel zu sehen sind, sich nicht bewegen, und nicht wie Sterne aussehen. Neben Kugelsternhaufen sind im Messier-Katalog z.B. auch Nebel und Galaxien vertreten.

Unter den über 100 Kugelsternhaufen unserer Milchstraße ist M4 besonders gut zu beobachten, da er einer der nächstgelegenen ist. Bedingt durch seine Nähe erscheint M4 auch erstaunlich groß am Himmel: fast so groß wie der Vollmond. Wie "nah" genau er nun unserem Sonnensystem ist, werden wir in diesem Modul messen! Dazu schauen wir uns auf der nächsten Seite an, was eine Parallaxe ist.


Letzte Aktualisierung: 2022-01-11 13:45