Ivan King bestimmte 1962 ein empirisches Dichtegesetz für Sterne in Kugelsternhaufen [KING 1962]. Dieses Gesetz überträgt man näherungsweise auf die Galaxien in Galaxienhaufen und erhält als analytische Form das sogenannte King-Profil
wobei die Galaxiendichte im Abstand r vom Zentrum und
der Kernradius ist.
Behandelt man nun das Gas als isothermes, ideales
Gas und setzt hydrostatisches Gleichgewicht voraus,
dann folgt Kugelsymmetrie und es gilt die hydrostatische Gleichung
P= Druck
G= Graviationskonstante
Gesamtmasse innerhalb von r,
und es folgt bei analoger Behandlung der Galaxien
mit
mittleres Molekulargewicht
Protonmasse
Geschwindigkeitsdispersion entlang der Sichtlinie
k= Boltzmann Konstante
Gastemperatur
[CAVALIERE & FUSCO-FEMIANO 1976, Kap. 2,],
[GORENSTEIN et al. 1978, Kap. IIa,]. Gleichung 2.4 zeigt, daß
das Verhältnis zwischen der spezifischen kinetischen Energie
der Galaxien und des Gases beschreibt. Mit dem King-Profil (Gl. (2.1))
und Gl. (2.3) ergibt sich für das radiale Gasdichteprofil das
sogenannte
-Modell
Setzt man ein Gasgemisch von Helium und
Wasserstoff
voraus, das aufgrund der hohen Temperatur vollständig ionisiert ist,
dann gilt
und somit
wobei die Anzahldichte der Elektronen ist.
Die Flächenhelligkeitsverteilung und somit das Aussehen eines
Galaxienhaufens wird im wesentlichen durch die Gasdichteverteilung
bestimmt. Um
den Bezug zu der beobachtbaren Größe der
Flächenhelligkeit herzustellen, werden nun einige weitere
wichtige Größen eingeführt. Als Leuchtkraft wird die
Gesamtleistung bezeichnet, die das System bei der Frequenz
ausstrahlt. Es gilt
wobei
Emissivität
Anzahldichte der Wasserstoffionen
Emissionskoeffizient.
Für das Emissionsmaß gilt
Der Emissionskoeffizient hängt ab von der Gastemperatur und der
Metallizität A, d. h. von der Häufigkeit von Elementen schwerer
als Helium. Der Koeffizient variiert im ROSAT-Energiebereich (Abschnitt 2.3)
im relevanten Temperaturbereich ( ) nur schwach
(Abb. 2.1). Für die Anzahl Photonen, die in einem
definierten Energiebereich pro Sekunde und pro Quadratbogenminute
vom Detektor registriert werden (Röntgenflächenhelligkeit
), gilt deshalb
Abbildung: Aufgetragen in nicht normierten Einheiten ist der Röntgenfluß\
(Abschnitt 4.5) eines
heißen thermischen Plasmas als Funktion von , wobei
und A= solare Metallizität. Die 4 Kurven
zeigen den am Detektor
registrierten Fluß für die Werte der Wasserstoffsäulendichte
. Die
Emissivität und der registrierte Fluß sind nahezu konstant im
Temperaturbereich
. Entnommen aus
[BöHRINGER 1995a, Fig. 1,].
wobei entlang der Sichtlinie integriert wird (im Haufenzentrum ist l=0). Mit Gl. (2.7) folgt
Dieses Integral läßt sich in eine Form bringen, die in [BRONSTEIN & SEMENDJAJEW 1980, Integral Nr. 39,] gelöst ist, und man erhält
Es ist zu beachten, daß R den an die Hemisphäre projezierten
Radius
darstellt. hängt ab von
,
,
,
und der Rotverschiebung z (Abschnitt 2.2). Die Annahmen, die auf diese Gleichung führen sind
Im allgemeinen läßt sich diese parametrisierte Form der
Flächenhelligkeit gut an die Beobachtungsdaten
anpassen (Abschnitt 4.3). Mit den dadurch bestimmten
Parameterwerten von
,
und
läßt
sich sodann das Gasdichteprofil nach Gl. (2.5)
bestimmen, wobei sich
aus
und
Gl. (2.6) ergibt. Das
-Modell wird seit vielen
Jahren erfolgreich benutzt, es gibt aber natürlich auch andere Modelle, wie z. B. das
sogenannte Navarro-Frenk-White (NFW)-Profil [NAVARRO et al. 1997, Gl. (1),],
das sich bei N-Körper-Simulationen für unterschiedliche
kosmologische Szenarien als gute Beschreibung erwiesen hat.
Bei einigen Galaxienhaufen findet man einen zentralen
Flächenhelligkeitsexzeß (Abb. 4.10). Um diese
Eigenschaft besser
beschreiben und eine genauere Gasdichte bestimmen zu können, habe
ich ebenfalls ein Doppel- -Modell der Form
an die Beobachtungsdaten angepaßt:
ein simultaner Fit von 2
-Modellen, wobei eine Komponente zur
Beschreibung der gesamten Haufen-Emission und die andere zur
Beschreibung des
zentralen Flächenhelligkeitsexzesses dient. Es ergibt sich aus der
Proportionalität (2.11), daß sich die Gasdichte dann
berechnen läßt aus
.