Röntgenteleskop eROSITA startet erfolgreich ins All

Die russisch-deutsche Raumsonde Spektrum-Roentgen-Gamma im Weltraum

Die russisch-deutsche Raumsonde Spektrum-Roentgen-Gamma (SRG) im Weltraum. Image:  Roscosmos/DLR/SRG/Lavochkin


Russisch-deutsche Raumsonde ist auf dem Weg zu einer tiefen Untersuchung des gesamten Röntgenhimmels

Heute (Samstag, 13. Juli 2019) um 14:31 Uhr ist die russisch-deutsche Raumsonde Spektrum-Roentgen-Gamma (SRG) erfolgreich vom Kosmodrom in Baikonur gestartet. Mit an Bord ist das Röntgenteleskop eROSITA, das von einem Konsortium deutscher Institute unterstützt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) entwickelt und gebaut wurde. Astronomen der Universität Bonn sind an der wissenschaftlichen Vorbereitung und Nutzung beteiligt. 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, wird eROSITA in den nächsten vier Jahren eine Durchmusterung durchführen und damit die erste vollständige Himmelskarte im mittleren Röntgenbereich erstellen.

„Wir haben eROSITA gebaut, um den Röntgenhimmel auf eine ganz neue Art zu sehen, und um damit die Geheimnisse der Kosmologie und der Schwarzen Löcher zu lüften“, erklärt Projektleiter Peter Predehl am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE). „Dies ist der Moment, in dem die jahrelangen, intensiven Bemühungen des gesamten Teams Früchte tragen.“ eROSITA ist Teil der russisch-deutschen Raumfahrtmission Spektrum-Roentgen-Gamma (SRG), zu der auch das russische ART-XC-Teleskop gehört. Das Röntgenteleskop eROSITA wurde am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) entwickelt und gebaut, zusammen mit mehreren Universitätsinstituten. Sein Ziel ist es, eine tiefe Untersuchung des gesamten Röntgenhimmels durchzuführen. 

Über einen Zeitraum von vier Jahren wird eROSITA umfangreiche Informationen zu 100.000 Galaxienhaufen, von mehreren Millionen aktiven Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien sowie von unzähligen anderen Quellen sammeln; darunter werden sich auch seltene Objekte wie isolierte Neutronensterne befinden. „Das wissenschaftliche Hauptziel von eROSITA ist es, die großräumige Struktur des Universums zu kartieren und herauszufinden, wie diese Strukturen im Verlauf der kosmischen Zeit wachsen. Dies könnte uns dabei helfen, die Geheimnisse der rätselhaften Dunklen Energie zu entschlüsseln, die das Universum auseinander treibt“, erklärt eROSITA-Projektwissenschaftler Andrea Merloni (MPE). Die Galaxienhaufen, mit denen sich diese Struktur nachverfolgen lässt, sind gefüllt mit einem Millionen Grad heißen Gas. Um dieses direkt beobachten zu können, wird ein Röntgenteleskop gebraucht.

Das Teleskop hat sieben „Röntgenaugen“

eROSITA verfügt über sieben identische „Röntgenaugen“, die jeweils ein Spiegelmodul mit 54 verschachtelten Spiegelschalen und eine Röntgenkamera im Fokus kombinieren. Die Oberfläche jeder Spiegelschale ist extrem glatt und mit Gold beschichtet. Die ebenfalls am MPE entwickelten und gebauten speziellen Röntgenkameras sind außerordentlich empfindlich. Das große Sichtfeld wird es eROSITA ermöglichen, die erste vollständige Himmelskarte im mittleren Röntgenbereich mit bisher unerreichter spektraler und räumlicher Auflösung durchzuführen. „Dieses Jahr sahen wir das erste Bild eines supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum einer Galaxie. eROSITA wird uns sagen, wann und wo dieses Monster und Millionen andere im Laufe der kosmischen Zeit gewachsen sind“, sagt Kirpal Nandra, Direktor der Hoch-Energie-Gruppe am MPE.  

Entwicklung und Bau des Röntgenteleskops eROSITA wurde vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik geleitet, mit Beiträgen des Instituts für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen, des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP), des Universitätsobservatoriums Hamburg und der Dr. Karl Remeis Sternwarte Bamberg. Die Universitätssternwarte München und das Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) der Universität Bonn sind zudem an der Vorbereitung der Wissenschaft mit eROSITA beteiligt. Das russische Partner-Institut ist das Space Research Institut IKI, Moskau; technisch verantwortlich für die gesamte Mission SRG ist die Firma NPOL, Lavochkin Association, in Khimky bei Moskau. Es ist ein gemeinsames Projekt der Raumfahrtagenturen Roskosmos in Russland und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn hat seit Jahren die Co-Leitung zu den wissenschaftlichen Vorbereitungen in der Galaxienhaufen- und Kosmologie-Arbeitsgruppe. Dabei geht es insbesondere um Vorhersagen, wie viele Galaxienhaufen eROSITA entdecken und wie genau zum Beispiel deren Gastemperatur bestimmt werden wird und wie stark sich dadurch die Eigenschaften der mysteriösen dunklen Energie eingrenzen lassen. Das AIfA koordiniert auch die für die kosmologische Interpretation essentielle Massenbestimmung der Galaxienhaufen sowie ein Programm zur eROSITA-Beobachtung eines speziellen Systems dreier Galaxienhaufen.

Weitere Informationen:

eROSITA-Webseiten am MPE:
http://www.mpe.mpg.de/eROSITA

Video mit Prof. Dr. Thomas Reiprich:
(Video wurde gefilmt und produziert durch das Astronomy on Tap Bonn Team und Laila Linke, MSc am AIfA.)
http://www.youtube.com/watch?v=LEfoQtc66Qc


Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Thomas Reiprich
Argelander-Institut für Astronomie (AIfA)
Universität Bonn
Tel. +49 228 73-3642
E-Mail: reiprich@astro.uni-bonn.de

Dr. Peter Predehl
Projektleiter eROSITA
Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE)
Tel: +49 89 30000-3505
Mobil: +49 151 12113639
E-Mail: prp@mpe.mpg.de

Dr. Andrea Merloni
Projektwissenschaftler eROSITA
Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik
Tel: +49 89 30000-3893
E-Mail: am@mpe.mpg.de

Prof. Dr. Kirpal Nandra
Direktor und Leiter der Gruppe für Hochenergie-Astrophysik
Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik
Tel: +49 89 30000-3401
E-Mail: knandra@mpe.mpg.de

Dr. Hannelore Hämmerle
Pressesprecherin
Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik
Tel: +49 89 30000-3890
E-Mail: pr@mpe.mpg.de


  • 13.07.2019