Johan von Selbach (vor 1482 - 1563)

Über Johan von Selbach ist viel bekannt (siehe van Weringh 1981; nachstehend JJW). Wer seine Vorfahren waren, wurde von Friedhoff (2004; nachstehend JF) dokumentiert. Das Wissen über seine Nachkommen ist z.T. bei JF zu finden, z.T. bei JJW, anderes ist verstreut.

Johan von Selbach (geb. vor 1482 Crottorf/Cruttorf/Krotorf)
Johan heiratete Anfang des 16. Jht (vor 1509) Judith Smullinck/Schmulling. Sie entstammte einer Familie von "Amtmännern" in der Grafschaft Cleve (mit dem "Schmullinkhuis", später Haus Zevenaar).
Kinder: ~1510 Maria (+1575/76 Loppersum; x Roelef van Munster, Juncker zu Hersefoert), und Henrick.
Johan erzeugte auch einen ausserehelichen Sohn, ebenfalls Johan genannt. Zeit, Ort und Mutter sind unbekannt.

Aus dem Bericht über Leben und Herkunft von Johan von Selbach (JJW): Die Selbach-Familie, insoweit sie in der Provinz Drenthe (und Groningen) vorkommt, gehört zum Zweig Selbach-Crottorf, dessen Wappen seit Ende des 15. Jht geviertelt ist mit 3 diagonal positionierten Rauten im 1. und 3. Quartier und einer Rose in den anderen zwei (siehe Wappen). Das Stammschloss dieses Zweiges, heute Krottorf genannt,.... liegt einige Kilometer nordwestlich von Friesenhagen, 16 km WNW von Siegen im Sauerland.

Johan von Selbach zu Cruttorf trat in oder kurz vor 1511, im Alter von fast dreissig Jahren, als Drost in die Dienste des Herrn Johan II van Wisch auf dem Sitz Ter Borgh. Ter Borgh liegt etwas nördlich von Emmerich in der Herrschaft Wisch. Deren Herren beanspruchten, dem Kaiser des Deutschen Reiches direkt zu unterstehen.  Johan II van Wisch hatte Margaretha Kettler (van Volmarstein) geheiratet, eine Tochter von Elisabeth von Hatzfeld, die eine Schwester von Johans Großmutter Catharina von Hatzfeld war. Die Eltern des van Wisch waren Hendrik III van Wisch und Irmgard von Sayn-Wittgenstein. War Johan van Selbachs Amtsantritt in Ter Borgh in diesen familiären Beziehungen begründet?

Karte des Rheinlandes und der Niederlande (rezent). Die für Johan relevanten Orte sind angedeutet (in Reihenfolge): Crottorf, Ter Borgh, der Zug der "Zwarte Hoop", Coevorden, Windeck.

Johan war offenbar sehr "aktiv" in Ter Borgh, dokumentiert in einem Brief der Gräfin van den Berg, worin sie sich über das Auftreten von Johan beklagt. In der Zeit bei van Wisch legte er irgendwann, wohl wegen seiner Funktion (vielleicht auch aus opportunistischen Erwägungen), auch den Treueid ab gegenüber Karel van Egmond, den Herzog von Gelre.  [Johans Bruder, Cons/Coenraad von Selbach, war auch mit nach Gelre gekommen; Cons heiratete eine Tochter aus dem Hause Hackfort in der Grafschaft Zutphen.]
Johan van Wisch starb 1517 und im Juni wurde Johan von Selbach vom Herzog Karel van Gelre angeheuert. Damit beginnt Johans Bedeutung für die Geschehnisse in den Niederlanden und für seine Nachkommen dort.

Karel van Gelre unterstützte die Friesen in deren Streit mit den Holländern. Aus JJW: "Greate Pier" (Großer Pier), ein aufständiger Friese, trieb Piraterie auf der "Zuyderzee" und beinträchtigte damit den holländischen Handel; die Holländer ihrerseits kaperten friesische und geldersche Schiffe (siehe auch Kalma 1970). Karel van Gelre half den Friesen nun in der Tat, heuerte von Selbach und Berufssoldaten oder Landsknechte des Schwarzen Haufens ("de Zwarte Hoop"; Haufen als Heereseinheit) an. 1517, im Juni, schiffte "Greate Pier" von Selbach mit einigen Tausend Männern von Kuinre nach Holland über. Dort wurde Medemblik 1517 erobert, geplündert und ausgemordet. Danach zog man weiter ("vom Lande lebend", wie damals üblich), man eroberte und plünderte Alkmaar und zog durch Holland entlang von Haarlem bis Amstelveen und weiter nach Asperen (bei Leerdam). Das Städtchen wurde belagert und, nach schweren Verlusten, erobert, geplündert und ausgemordet. September 1517 jagte Hendrik III van Nassau-Breda (Statthalter von Holland 1510-1521) dieses Heer in Richtung Gelre. Dieser "Zwarte Hoop" hatte derart von sich reden gemacht, dass sogar die Bürger des neuen großen Handelszentrums Antwerpen sich bedroht fühlten und um eine Plünderung ihrer Stadt fürchteten (siehe Pleij, 2011; p.274). Schliesslich wurde ein Waffenstilstand vereinbart.

Hintergrund des Kriegszuges:
Das Burgundische Haus (Philipp der Gute und Nachfolger) versuchten schon über Jahrzehnte, Einfluss in den nördlichen Gegenden der Niederlande zu gewinnen (siehe, z.B., Jansen 1965; Israel 1998, Kap. 3). Als Karl V in die burgundischen Rechte getreten war, wollte er, neben dem co-operativen Holland, auch die Provinzen Friesland, Groningen und Ostfriesland, die bis dahin so etwas wie Bauernrepubliken waren, unter die Habsburgische Zentral-Gewalt bringen.
Der Heerführer Herzog Albrecht von Sachsen war 1498 von Karls Großvater Kaiser Maximilian von Habsburg als "Gubernator" des unruhigen Friesland (zwischen Ems und Zuyderzee) ernannt worden. Als Graf von Holland hatte Karls Vater, Philips von Kastilien-Burgund, alle Rechte an Albrecht abgegeben, Albrecht wurde somit Herr von Friesland. Im darauffolgenden Krieg 1500 gegen Groningen fiel Albrecht. Sein zweiter Sohn Georg wurde seinen Nachfolger. Georg von Sachsen führte gute Reformen der friesischen Verwaltung und der Gerichte ein. Mit Groningen aber erreichte man keine Übereinstimmung und 1514, als Ergebniss eines internen Machtkampfes dort, erkannten die Groninger Herzog Karel van Gelre, der stets die Macht der Burgunder bestritt, als ihren Herrn an. In Friesland suchte aber ein Teil der "hoofdelingen" (Häuptlinge) ebenfalls die Unterstützung von Karel van Gelre. Georg von Sachsen wusste bald nicht wie weiter und verkaufte 1515 seine Rechte auf Friesland an Karl V, der gerade die Verwaltung der "Lage Landen" auf sich genommen hatte.
Nun, im Jahre 1515, ohne einen erfahrenen zentralen "Herrn", sah Gelre seine Chancen (siehe Wikipedia: Karl von Egmond). 1517 fiel das Heer, der "Zwarte Hoop", in Holland ein. Karel V musste gegen Ende 1517 zu einem Waffenstilstand kommen, den er einige Male verlängerte (um Zeit zu gewinnen; auch musste er nach Spanien, um dort zum König gekrönt zu werden). Ab 1523 ist Karl V dann doch "Heer van Friesland" mit einer effektiven Kontrolle der friesischen Verwaltung.

1522, im Auftrag von Karel van Gelre, eroberte Johan von Selbach die Feste Coevorden und sie wurde das Zentrum der Macht von Herzog Karel in den nordöstlichen Niederlanden. Johan wurde zum Drost von Drenthe und Kastellan von Coevorden ernannt. Als Beispiel der vielen Aufgaben des Drostes siehe die Urkunde aus dem Jahre 1529 (aus dem digitalen Archiv Cartago), worin es sich um eine Schlichtung handelt. Als Drost war Johan in viele Prozesse involviert und er kassierte einen Teil der Bussgelder (für den Landesherren und für sich selber). Ein Drost reiste viel und durch ganz Drenthe. Er war auch verantwortlich für die Verteidigung der Provinz.
Desweiteren sorgte er sich ums Eintreiben der Steuern, was er eifrig tat, aber viel gab es in diesem armen Drenthe nicht zu gewinnen.
Auch seine Frau Judith ist im Archiv von Drenthe zu finden. Judytt Smulling, Drostinne, kaufte 1527 eine Windmühle in der Gemarkung von Gees nahe Oosterhesselen, nordwestlich der Feste Coevorden (siehe Teil der Karte von Peynacker 1635; eine Mühle gab es dort noch 1835).

Karel V und der von ihm eingesetzte Statthalter von Friesland, Schenk von Tautenburg, waren aber nach 1522 nicht tatenlos geblieben. Es gab einen kleinen Krieg zwischen Gelre und Utrecht und Tautenburg fiel deswegen 1528 in Overijssel ein. Karel van Gelre musste 1528 Overijssel abtreten, durfte aber (vorerst) Drenthe und Groningen behalten.
In Groningen war man jedoch inzwischen sehr unzufrieden mit dem von Gelre eingesetzten Drost Jasper van Merwijck. Das führte 1530 zu offiziellen Klagen, eingereicht vom Drost im Oldambt, Roloff Huynge, vom Drost von Drenthe, Johan von Selbach, vom ehemaligen Statthalter von Overijssel, Bernt van Hackfort, Herr von Westerwolde, und vom Probst von Farmsum, Bolo Ripperda [Rinzema 1998, p.98]. Van Merwijck wurde verhaftet und ein neuer Statthalter ernannt.

Berittene Dame und Lands- knecht. Graphik von Duerer ~1500.

Johan war offenbar ein guter Gubernator, da er nachweislich anerkannte, dass die Erwartungen des Karel van Gelre bezüglich der Einnahmen durch die erhobene Steuer unangemessen waren. Es ist bedeutsam, dass die Karte von Sebastian Münster (aus etwa 1570) an der Stelle der Provinz Drenthe die Bezeichnung "ein ruch Land" hat. Seine Frau hat er einen Memorial mit brisantem Inhalt dem Herzog persönlich bringen lassen. Johan schreibt danach, 22 September 1536, dem Herzog einen höflichen, aber unmissverständlichen Brief, auch wegen des Herzogs Rüge über die Art mit der Johan dem Herzog das Memorial hat zukommen lassen (siehe JJW): Ich habe das Schreiben Ihrer fürstlichen Gnaden (IfG) empfangen und verstanden das es IfG Wille ist, dass ich meinen Mangel [an Lebensmittel und Kriegszeug] niemandem ausser IfG zu berichten habe und dass IfG daher das von meiner Frau angebotene Memorial nicht haben entgegennehmen wollen, dass es offenbar von Anderen IfG angeboten und gelesen wurde .... Ich erkenne IfG untertänigst, dass ich meiner Frau das Memorial mitgegeben hatte um es den Drosten Erckelens oder Palick zur Hand zu stellen für den Fall, dass IfG nicht anwesend wäre, um es nach IfG Wiederkehr mit weiteren Erläuterungen zu geben, nicht wissend, dass IfG das nicht gut gehiessen oder daran Misshagen gehabt hätte .... Nun, gnädiger Fürst und Herr, der Inhalt des Memorials ist die große Armut IfG Untertanen im Lande von Drenthe...

Das Bestreben Kaiser Karel V nach der Hegemonie endete nicht, und Herbst 1536 gelang es General Schenk von Tautenburg, dem Statthalter von Karel V in Friesland, die Burg Coevorden für Karel V zu eroberen. Dazu aus einem Dokument von Picardt um 1650 (Text übersetzt aus Picardtreeks nr 8): Anno 1536 hat den Vry-herr Georg Schenck, Stadt-halter von Vrieslandt, im Namen Caroli V, Covorden belagert als dort drinnen Commandierte Herr Johan van Selbach, Geldersche Drost zu Covorden in der Landtschaft Drenth, und Oberer Commmandeur über sichere Geldersche Truppen. Und obwohl der Commandant und das Guarnison sich männlich zuwehr setzten so wurden sie doch wegen Mangel verschiedener Sachen ghenötigt Covorden in den Winter auf zu geben: Und in dieser Belagerunge ist die Stadt Covorden wieder sehr geschendet und unschädlich gemacht.  Johan von Selbach wurde nach zweimonatiger Belagerung und Verteidigung ein ehrenhafter Abzug gewährt: er durfte mit Soldaten, fahrenden Kanonen und persönlichem Eigentum sowohl Bekleidung, Wertsachen, gold und silber, als Münze oder roh, Pferd und Harnisch Coevorden verlassen. Beidseitige Gefangene wurden freigelassen. Für den Transprt nach Gelre wurden Pferde und Wagen sowie eine Begleitung zur Verfügung gestellt. Johan war auf den Tag genau 14 Jahre Drost von Drenthe gewesen.
Im Archief von Gelderland gibt es noch "Abrechnungsbücher" in Johans Handschrift, in denen er sein (finanzielles) Handeln in Drenthe verantwortet.

Teil der Karte aus dem Atlas von Blaauw (1649) mit der späteren Belagerung und Eroberung der Feste Coevorden 1592, darin die Skizze der Burg zur Zeit dieser Belagerung.
So soll Coevorden in Johans Zeit ausgesehen haben.

Im letzten Viertel des 16. Jht wurde der Streit um die Hegemonie in den Niederlanden fortgeführt, nun zwischen dem Stadthalter von Holland Prinz Willem van Oranje-Nassau und seinen Mitstreitern auf der einen Seite und dem Habsburger König Philipp II von Spanien und seinen Untergebenen auf der anderen Seite. Heereskommandant Prinz Maurits, der Sohn Willems van Oranje, belagert ab Mai 1592 die Feste Coevorden und erobert sie im Juni. Die Stadt brennt komplett ab. Daher gibt es in Coevorden nichts mehr aus der Zeit Johans (auch nicht die Burg, wo er wohnte).

Nach dem Ableben von Karel van Gelre 1538 ging Gelre vertragsgemäß über an Kaiser Karel V. Jülich, Cleve und Berg waren inzwischen als Erbfolge Wilhelm V, Herzog von Jülich-Cleve-Berg und Graf von der Mark, zugefallen. Johan kehrte zurück ins Siegerland und wurde dort Drost zu Windeck an der Sieg (am Südrand des Herzogtums Berg).  Er war im Amt von 1542-1549. Er bezog ein Amtgeld von 100 fl., 300 Zentnern Hafer und dem Zehnten. Dafür musste er einen Kaplan, einen Kellner, einen Bäcker, einen Koch, einen Landboten, Pförtner und vier Wächter einstellen (wikipedia Windeck). Er wohnte wieder zu Crottorf, etwa 30 km NO von Windeck.

1540 muss noch etwas wegen des Erbes seines verstorbenen Bruders Cons geregelt werden. Die Unterschrift Johans auf diesem Dokument (Nationaal Archief, Archieven Bylandt) ist hier wiedergegeben (Teile zweier anderer Unterschriften ragen hinein).
1541 heiratet sein Sohn Heinrich Johanna von Hatzfeld-Wildenburg. Das junge Paar wohnt zuerst auf Crottorf, bleibt dort bis etwa 1545.

Judith stirbt 1542, vielleicht an der Pest, die nach dem sehr trockenen Sommer von 1539 in ganz Deutschland 1540-1542 wütete (siehe Hässlin 1960).

Am Hofe des Herzogtums Berg hatte Johann von Selbach die Funktion des "Marschalch" inne. Mit seiner Erfahrung in Verwaltung und Krieg wurde er (Crottorf war ein Nassauisches Lehn) auch Rat am Hofe von Wilhelm dem Reichen von Nassau-Dillenburg (Bruder des vorhin genannten Hendrik III, Statthalters von Holland). 1542 beauftragte Wilhelm der Reiche von Nassau Johan, das Nassauische Heereskontingent in den Türkenkrieg zu führen (JF, 2002). Er führt wohl auch die Kontingente aus Jülich-Kleve-Berg und aus Münster. Er ist Obrist aller Truppen aus dem westfälischen Kreis.
Mitte 1542 (LVR) wird vieles in Urkunden geregelt. Er schenkt, z.B.,

Die Osmanen unter Sultan Suleyman eroberen weitere Teile Ungarns und stehen 1529 vor Wien. 1533 wird Ungarn per Vertrag aufgeteilt. Aber 1541 zieht Sultan Suleyman erneut heran um das Heer von König Ferdinand von Habsburg zu vertreiben. Ferdinand und sein Bruder Kaiser Karel V rufen das Reich zu Hilfe. Der Graf von Nassau, Wilhelm den Reichen, liefert auch einen Heeresbeitrag mit Johan von Selbach als Kommandant. Unter Johans Führung beteiligen sich auch Soldaten aus Jülich-Cleve-Berg.  1551 soll in Cöln den Johan noch zustehenden ausstehenden Sold berechnet werden.  1557 führt Johan noch einen Prozes gegen Herzog Wilhelm V von Berg wegen rückständiger Soldzahlungen.

dem Kloster Marienstatt 260 Joachimstaler und ein mit kostbaren Steinen sowie Perlen besetztes Tafelbild der heiligen Dreifaltigkeit; hierdurch sei er Ritterbruder des Klosters geworden. Gleichzeitig ordnet er "zu Ehren der Dreifaltigkeit, für sein, seiner gestorbenen Frau Judith Schmullingh und ihrer beider Eltern Jahrgedächtnis sowie für sein Begräbnis in der Kirche zu Marienstatt" an, viermal jährlich für sie Vigilien, Messen, Gebete zu halten. Sobald er gestorben ist, haben sie seinen Körper.... ...vor dem St. Marien-Magdalenen-Altar zu begraben. Er schenkt auch seinen Küraß für seine Beerdigung.
Johann kehrt aus dem Türkenkrieg zurück.

Johan heiratete erneut, 1545/46, Anna Smulling, Judiths jüngere Nichte, im Kölner Dom. (1549, LVR: Päpstliche Dispens wegen der kirchlichen Rechtswidrigkeit der Ehe; Johans erste Frau "Judith, huius Annae amitam" = Judith, dieser Anna Tante).
Kind: 1546 Catharina (+1582 Crottorf; 1559 x Wilhelm von Hatzfeldt +1570).
Johan zeugte um 1535 auch noch einen ausserehelichen Sohn: Christoph.

Er baute 1550-1560 die "Burg" zu Crottorf aus zu einer "Wasserburg" (Bild). Für mehr siehe Crottorf 1560.

Johan bleibt aktiv auf Crottorf, wie viele Akten/Urkunden bezeugen. Er kauft Güter, Verkäufe gibt es weniger.
Johan hat 1544 am Hofe Nassau-Dillenburg sicher erlebt, das der 11-jährige Willem von Nassau das Fürstentum Orange erbte, so zum Prinz von Orange, Graf von Nassau wurde und an den Hof Karel V in Brüssel umsiedelte.
Einige Einzelheiten: 1547 tauscht er mit dem Amtmann des Grafen von Sayn zu Homburg zwei Hörige.  1553 wirdt ein Bote aus Gelre angekündigt, im Namen von Irmgard van Wisch, Wittwe des Grafen van Limburg-Stirum, Enkelin seines ersten Herrn Johan II van Wisch.  Und 1557 wird noch ein Zwist mit den Hatzfeld-Brüdern geschlichtet, wonach seine 13-jährige Erb(!)-Tochter Catharina 1559 Willem von Hatzfeld zur Ehe gegeben wird.


Orte im späteren Leben von Johan von Selbach (Komposiet aus Karten van Blaeu, 1645).

1554 erlangte Johan von Kaiser Karel V die "Reichsstandschaft" für ihn, seine Gattin, das Gesinde, Schloss und Herrschaft Crottorf (LVR; JF 2004, p.94). Damit hatte er das Recht auf Sitz und Stimme im Reichstag.

Mitte des Jahrhunderts entschied sich das Haus Nassau, zum reformierten Glauben überzugehen. Was Johan über die Reformation gedacht hat, wird vermutlich unbekannt bleiben. Allerdings ist aus seiner Zeit in Drenthe nicht dokumentiert, dass er sich gegen die Reformation gewandt hat. In den Nassauischen Ländern kam der Übergang nur zögernd und nicht flächendeckend. Die Kirche in Friesenhagen wurde auf Betreiben von Sebastian von Hatzfeld um 1560 evangelisch. Johan blieb aber bei der "Mutterkirche".

Ende 1562 ist Johan krank (LVR). Er stirbt 1563. Er wird beerdigt (wie er es schon 1542 vor seinem Türkenkrieg vorbereitete und 1561 in seinem Testament bestätigte) im Kloster Marienstatt bei Hachenburg, wo zu der Zeit Adam von Selbach Abt ist. In dem Kloster kann man noch eine Grabplatte sehen, die er schon vor seinem Tod hatte anfertigen lassen: das Sterbedatum ist noch "offen", es konnte bei Gußeisen nicht nachträglich angebracht werden. Der Text lautet: "ANNO 15.. DEN .. TAG DES .... IST IN GOT CHRISTLICH ABGESCHIEDEN DER EDLE VND ERNVESTE JOHAN VON SELBACH MARSCHALCK ZV CRVTTORF DER SELE GOT GENEDIG SEI".
Sein Besitz wird, seinen Testament folgend, unter seine ehelichen Kinder Maria und Catharina, und Enkelin Judith (an Stelle ihres verstorbenen Vaters Henrick) verteilt.

Seine Wittwe Anna darf laut Johans Testament zu Crottorf wohnen bleiben. Aber sie trifft schon 1564 mit Tochter und Schwiegersohn die in Johans Testament vorgesehene Regelung einer Abfindung über 3000 Gold-Gulden und eine järliche Zulage von 75 Rheinthaler, und zieht nach Köln um (JF 2004, p.94).

1567 wird ein Streit über den Nachlass zwischen Catharina und Judith, der Tochter von Catharinas Halbbruder Henrick, beigelegt.
Tochter Maria aus erster Ehe führt auch einen Prozess wegen des Erbes gegen Catharina, die gerade ihre zweite Ehe eingegangen war. Dieser Streit wird 1574 vor dem "Reichskammergericht" zu Speyer entschieden.

Nachkommen des Johan von Selbach

Johan bleibt in Südost Drenthe, wo er 1534 Schultze zu Emmen ist. (In der Akte von 1534 wird "Johan van Selbach bastaard" erwähnt, Schultze zu Emmen; sein Vater Johan ist da Drost von Drenthe.) Sohn Johan bleibt Schultze, als Drenthe 1536 in die Herrschaft Kaiser Karel V übergeht und sein Vater Johan in seine Heimat zieht.
Sohn Johan heiratet Griete. Männliche Nachkommen Johans bleiben in Drenthe aktiv. Sie führen das gleiche Wappen wie das von Johan. Siehe auch die website Schultes van Emmen.
Maria heiratet Roelof van Münster, Enkel von Roelof van Münster, Drost von Drenthe (1505-1512). Maria wohnt mit ihrem Mann auf Haus "Duirsum" nahe Loppersum, Provinz Groningen. Sie starb 05-05-1578. In der Kirche zu Loppersum ist ihr großes Grabmal mit den Wappen der Vorfahren das Prunkstück der gesammelten alten Grabsteine. Sie und ihr Ehemann bekamen die Kinder Agnes und Roelof.
Henrick zog mit nach Crottorf. Er heiratete dort 1541 Johanna von Hatzfeld-Weisweiler und sie bekamen die Tochter Judith. Für Judith und Ehemann gibt es ein wappenbestücktes Grabmal in der Kirche zu Frechen (Rhn.ld).
Catharina, Tochter aus der zweiten Ehe, wird 1546 geboren zu Crottorf. Sie heiratet 1559 Wilhelm von Hatzfeld und dieses Paar erbt die Güter in und um Crottorf. Catharina gebiert u.a. den Sohn Sebastian von Hatzfeld, der um 1600 in der Kirche zu Friesenhagen (Crottorf gehört zu dem Kirchspiel) ein großes Grabmonument für seinen Großvater Johan von Selbach, der 1563 gestorben war, und für seine Eltern errichtet.

Friedhoff, J., 2002. "Schloss Crottorf"; Wissen-Schönstein.
Friedhoff, J., 2004. "Die Familie Hatzfeldt"; Crupello Verlag.
Hässlin, J.J., 1960. "Das Buch Weinsberg" (Tagebücher von Hermann von Weinsberg, 1518-1598); Bachem Verlag Köln.
Israel, J., 1998. "The Dutch Republic - Its Rise, Greatness and Fall 1477-1806"; Clarendon Press.
Jansen, H.P.H., 1965. "Middeleeuwse geschiedenis der Nederlanden"; Prisma.
Kalma, J.J., 1970. "Grote Pier van Kimswerd"; Uitg. De Tille.
LVR: Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfld-Wildenburg zu Schönstein/Sieg, Bd.1-3 (1975-1980).
Nationaal Archief, Den Haag, Collectie Familie Van Bylandt, 1277-1898.
Pleij, H., 2011. "Anna Bijns"; Uitg. B.Bakker.
Rinzema, A.J., 1998. In "Het Noorden in het Midden", de Boer, D.E.H. et al., Eds; Van Gorcom.
van Weringh, J.J., 1981. In "Gruoninga, tijdschrift voor genealogie en wapenkunde", 25e-26e Jg 1980-81, p.1, "De Selbachs".

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(2018.12.18)   jvs1483-d.html   (orig.: rh1475411m; angefangen am 2011.10.18)