In damaligen Akten wird der Name meist Selbach geschrieben, mit nur einem "e". Die moderne Form ist Seelbach.
Maria wurde um 1510, während der ersten Dienstjahre ihres Vaters bei Johan II van Wisch zu Terborgh (Grafschaft Zutphen), geboren. Ihre Mutter ist Judith S(ch)mullin(c)k, Tochter des Drostes von Zevenaar, einem Ort 15 km westlich von Terborgh im Herzogtum Cleve.  Sie wuchs auf zu Terborgh. Die Familie siedelte kurz nach 1522 um in die Burg von Coevorden, Marias Vater war dort "Kastellan" und Drost Drentes geworden.

Maria heiratete 1535 Roelof van Münster, Herr von Herzford.

Der Vater des Roelof von Münster hatte durch Erbe die Herrschaft Ruinen erworben. Er wurde Drost von Drente (1505-1512) und Kastelan von Coevorden (Provinz Drente). Roelof kaufte die Burg Kinkhorst sehr nahe Meppel und verstärkte sie. Er war berüchtigt wegen Manipulationen, Raubzügen und Erpressungen. Ein Heer des Bisschofs von Utrecht verjagte ihn 1512 und er flüchtete nach Ost Friesland, wo er um 1519 starb.
FLP (1973): Vater Roelof heiratete Bauwe/Bawine Heemstra, die Tochter des Abbe Heemstra. Bawine hatte Duirsum (auch Den Ham genannt), 1.7 km westlich der Kirche von Loppersum, Provinz Groningen. in die Ehe einbegracht (Emsl 1992, p.628).
Sie hatten drei Söhne.   1. Roelof (x Maria).   2. Jasper; er wurde Marschalch des Deutschen Ordens in Livland, Baltikum. aber fiel 1556 wegen Ungehorsamkeit in Ungnaden. Er starb 1577 als die Russen sein Schloss Ascheraden eroberten (Mol 2014).   3. Georg/Jurjen; heiratete um 1530 die schöne Allegunda, Tochter von Bolo Ripperda (van Agteren 2014). Er wurde Soldaat in den Dienste Baltasar von Esens und später Schulze in Aurich (O.Frld.), nach 1545 auf Nienhaus in Aschendorf. Er bemühte sich gelegentlich, Truppen für seinen Bruder Jasper in Livland zu werben (Mol 2014). Er starb 1556.
1532 gab Herzog Karel van Gelre Westerwolde mit der Burg Wedde dem Georg van Münster (später Schulze von Aurich) in Pfand (Mol, p.209) und seine Mutter, die verwittwete Bauwe, wohnte dann dort. Nach der Entmachtung des Karel van Gelre kam die Burg Wedde 1536 in den Händen des Kaisers Karel V und Bauwe musste das Schloss verlassen "avec ses damoiselles et pucelles et leurs joyaulx, bagues, accoutrement, or et argent en ce que leur compete". Sie zog wohl nach Duirsum, wo sie 1540 starb und in der Loppersumer Kirche beigestezt wurde.

Danach wohnten Roelof und Maria auf "Duirsum". Ihr Schwager Jasper von Münster aus Livland besuchte sie dort öfters, auch 1556, als Bruder Georg von Münster gestorben war (Mol, 2014). Es ist unbekannt, ob des Maria Halbbruder Johan, der als sie heiratete schon Schulze zu Emmen (Drenthe) war, auch zu Besuch kam.

Kinder: dokumentiert sind   Agnes, Roelof, Aldegunde, Johan. Wann sie geboren wurden, ist unbekannt.

1536 musste Maria Vater, Johan von Selbach, das Drostenamt in Coevorden verlassen (auch dort war die Macht an Karel V. gefallen). Über Gelre kehrte Johan 1538 zurück zum vorväterlichen Schloss Crottorf in der Grafschaft Nassau. Der Maria Mutter, Judith Smullink, starb dort 1542.

Roelof hatte gehofft, Provost zu Loppersum zu werden, aber Kaiser Karl V. ernannte des Roelof Schwiegersohn, Johan de Mepsche.
Roelof van Münster starb 1558, er wurde in Loppersum beerdigt.

Nach dem Tod der Maria Vater Johan 1563 erbte Maria 40 Goldgulden. Später stritten sich die Erben (vorwiegend Maria) um diese Zuteilung. Maria, ihre Halbschwester Catharina und Judith, Tochter von Marias Bruder Henrick, trafen 1574 vor dem Reichskammergericht zu Speyer einen Vergeleich (JF, p.95). Auf Marias Seite wurden die Prozesse gefürt von Johan de Mepsche, Ehemann ihrer Tochter Agnes, und Roeloff van Münster, ihrem Sohn.

Maria starb 09-05-1576 zu Loppersum. In der Kirche zu Loppersum ist ihr 2 meter hoher Grabstein mit den Wappen der Vorfahren (die Wappen derer von Selbach und Smullink sind oben vergrößert abgebildet) zu sehen, das Prunkstück der Loppersumer Grabsteine.
Das Grabmal scheint nicht fertiggestellt zu sein (einige Namen und Wappen fehlen). Vielleicht hatte man wegen den Kriegswirrungen in dem Jahr besseres zu tun (JJW).

 
Die Kinder

1.  Agnes van Münster
Agnes heiratet um 1561 Johan de Mepsche, "Hoofdeling" (Häuptling) und Leutnant der Stadt Groningen, geboren um 1520.

Johan war verheiratet gewesen mit Catharina van Siegen, Tochter von Arnold von Siegen, Bürgermeister zu Köln, und Catharina Wolff.
Meps: Johan war der Sohn von Evert de Mepsche, Bürgermeister von Groningen, und Anna Jarges.
Wiki JdM: Johan de Mepsche (~1520 - 1585) war während des Streits um die Unabhängigkeit der Niederlande den Spaniern zugetan. Er stand der katholischen Kirche sehr nahe und hatte einen Ruf als Ketzerjäger.

D= Duirsum/Den Ham; L= Loppersum; links unten: Groningen Stadt.

Als Johan geboren wurde, war Groningen noch eine selbstständige Stadt. 1536 muss auch Groningen Kaiser Karel V als Landesherr anerkennen. Es gelingt de Mepsche, innerhalb der neuen Staatsstrukturen als treuer Diener eine Karriere aufzubauen. Seine finanzielle Position wurde stark verbessert mit der Vermählung mit Agnes/Anna van Münster, womit er die Burg Duirsum (Den Ham) bei Loppersum erwarb (siehe Karte). 1543 ernannte Kaiser Karl V ihn zum Probst von Loppersum.
1557 ernannte Statthalter Arenberg ihn als Leutnant-Statthalter in Groningen. In dem Jahr wird der von Köning Philips II. ernannte neue Drost von Drenthe, Engelbert van Enssen, von ihm (da Arenberg abwesend) vereidigt (Magnin, 3-I, p.141). In seiner Funktion als Leutnant-Statthalter zeigte er sich als ein Katholik, der nicht bereit war, die Wünsche der Protestanten zu respektieren. Als die Stadt die "Broerkirche" den Protestanten zur Verfügung stellen wollte, ist er vehement dagegen.
Nach Arenbergs Tod in der Schlacht zu Heiligerlee 1568 [Nassau war mit einem Heer in die spanischen Gebieten gezogen, aber verlor die Schlacht], erhofftte sich de Mepsche, zum Statthalter aufzusteigen, aber dies geschah nicht. Seine Karriere erscheint 1576 zu Ende, als Groningen 1576 der "Pacificatie van Gent" beitritt. Aber nach dem [sogenannten] Verrat Rennebergs [George van Lalaing, Graf von Renneberg] 1580 kommt de Mepsche wieder nach Groningen. Als Vollstrecker der spanischen/katholischen Plakkate (gedruckte und ausgehängte Anordnungen/Befehle) wurde er gefürchtet.
FLP (1973): Wärend des Einmarsches von Lodewijk van Nassau 1568 hält Johan de Mepsche [auf Duirsum /Ten Ham] eine kleine Garnison, die aber abzieht, sobald die "Geuzen" nahen. Das Haus wurde dann durch Feuer vernichtet. Es wird bald neu errichtet unter Verwendung von Baumaterial des nach den Kriegshandlungen für Abriss freigegebenen Klosters zu Wittewierum. (Die Zeichnung von Ten Ham wurde der "Coenderskarte" von 1678 entnommen.)

Haus Ten Ham nahe Loppersum. "Chateu qui n'avoit son pareil au terroir de Groningen". Abgerissen um 1725 (FLP, 1973).

De Mepsche weilte oft auf Duirsum und schrieb von dort viele Briefe als Leutnant, also Unter-Statthalter. In Loppersum und Umgebung versuchte er seine Position zu stärken, indem er andere Hoofdelingen verdrängte, als auch durch die Etablierung eines "stehenden Rechtstuhls" (ein dauerhaftes und dem Häuptling unterstelletes Gericht). Abel Eppens (freier Bauer, Wedman, protestant und stark anti-katholisch, Chronist) beklagte sich darüber.

De Mepsche starb 1585 in seinem Haus Den Ham an die Pest.
Agnes, seine Wittwe, versuchte auf gleiche Art die Oberhand zu behalten (laut Eppens). Widerstand gegen ihr Bestreben war vergebens, denn Agnes genoss die Unterstützung des (neuen) Statthalters Verdugo.
Von diesem Ehepaar befindet sich ein Glasfenster im ehemaligen Kloster Ter Apel, nahe der Deutschen Grenze. Das Wappen der Agnes v. Münster ist allerdings farbenverkehrt dargestellt  (Emsl 1992, p.627).

FLP (1973): Nach Agnes Tod, oder vielleicht nach Johan de Mepsches Ableben (am 7. April 1585, beerdigt zu Loppersum), kam Duirsum an beider Sohn
Roelof de Mepsche, verheiratet mit Joachime Böselager. Er wurde weniger bekannt als sein Vater. 1594 schwor er dem neuen Herrn (Statthalter Graf Willem Lodewijk van Nassau-Dillenburg) Treue, und damit durfte er auf Landtagen mit dem "compareren" (Prozesse führen in Adelssachen) mitmachen. Die Probstei zu Loppersum, die sein Vater inne hatte, bekam er aber nicht.
Rudolf starb 1628.
FLP (1973): Die Söhne Evert Johan und Rudolf Henning mussten 1633 wegen Überverschuldung Duirsum mit den dazugehörigen Rehten und "66 grazen Land" (der Hof alleine hatte schon 12 grazen Land) verkaufen. Meps: Sie hatten die Töchter Catharine (aus 1. Ehe?), Johanna (x Assuerus Clant), NN=Agnes? (x Aepko van Ewsum).

2.  Roelof van Münster
Roelof (1531-1600), Herr van Harsevoort, heiratete ~1560 Ida Onsta (1540-1600) der Onstaborg zu Sauwerd, Prov. Groningen. Ihre Eltern waren Hidde Onsta (1505-1543) und Johanna Spaen van Camphuijsen (1510-1575).
Ub: Ida und ihre Schwester Adda (Ehefrau von Claas van Burmania), erbten von deren kinderlosen Bruder Eylco die weltliche Probstei von Leens mit den Zinsen und allen Gerechtigkeiten, die von altersher dazu gehörten. Bei der Verteilung von Eylcos Nachlass 1576 erwarben Roelof van Munster, Hoofdeling zu Duirsum, und Ida Onsta das Haus zu Sauwerd mit allen Rechten.
Roelof van Munster und seine Ehefrau verkauften (Zeitpunkt unbekannt) Sauwerd an Caspar van der Wenge, Häuptling zu Oldersum in Ost-Friesland, der 1582 Oede Onsta, eine Tochter van Aepco Onsta, geheiratet hatte.
Das Museum in Lingen besitzt "zwei schöne, überlebensgroße, und auf verleimte Eichenbretter gemalte Ölbilder, wohl aus der Schule Lucas Cranach" (Emsl 1992, p.627).

Roelof und Ida bekamen 10 Kinder: Johanna van Münster (* ~1565; x Hendrik van Rechteren), Maria van Münster (x Menno van de Clooster), Rudolf van Münster (x Elsabe/Elske van Munnich), Judith van Münster (x Wilhelm von Waldenburg), Margaretha van Münster (+1649; x 1593 Zeger van Rechteren en Bredenhorst +1603), Theodora van Münster Vrouwe van Harsevoort (+1654; x 1602 Jost Caspar von Loen; Emsl p.628), Aldegonda van Münster (x Diederik van Voerst), Hendrik, Engelbert, Catharina.

3. Aldegunde van Münster
Für die Heirat Aldegunde mit Henrich van Langenn, Sohn des verstorbenen Andreas van Langenn und seiner Gattin Hyska Frese tot de Schwankenborch, wurde September 1562 die Eheberedung durchgeführt. Sie bringt in die Ehe ein: 1500 Joachimsthaler aus den elterlichen Gütern zu Münster, Bentheim und Lingen, ihr Teil der Erbschaft ihres Vaters, namentlich Land in Den Ham und ein Hof zu Stedum, schliesslich ihr zukünftiger Teil aus der Erbschaft ihrer Mutter. Auch ihr Wittum wird geregelt. (Siehe 15620903 Aldegunde.)

4. Johan van Münster
Johan war Domkapitular des Erzbistums Riga geworden, vermutlich durch Mithilfe von seinem Onkel Jasper van Münster (Mol 2014, p.214). Für Johan gibt es ein dementsprechender Mitteilung auf dem 1562 gebauten Orgel (hatte er mit dem Bau zu tun?) der Kirche zu Loppersum, unter Erwähnung von "Juncker zu Duirsum, Dem Ham und Loppersum" (Pathuis 1977, Nr. 398). Johan geriet 1577 in einem Krieg mit Rusland in Gefangenschaft (sein Onkel Jasper kam bei der Eroberung dessen Schlosses Ascheraden durch die Russen um), konnte aber 1585 nach Litauen zurückkehren (Mol, p.239).

van Agteren, P.W.G., "genealogie van het geslacht Ripperda"; Lulu Press Inc. (2014). ISBN 978-1-291737322.
Emsl = Emsländische und Bentheimer Familien Forschung, 1992, Heft 18
FLP = Formsma, W.J., Luijtjens-Dijkveld Stol, A.J., & Pathuis, A. 1973, "Ommelander Steenhuizen en Borgen"
JF = Friedhoff, J., 2004. "Die Familie von Hatzfeldt" (Grupello Verlag)
JJW = van Weringh, J.J. (1981). In "Gruoninga, tijdschrift voor genealogie en wapenkunde", 25e-26e jaargang 1980-81, p.1, "De Selbachs".
Meps = Stamboom Mepsche
Magnin, J.S., "Drenthes Geschiedenis", 3-I = "3e stuk. eerste gedeelte. 1522-1580"; Oomkens, Groningen (1847).
Mol, J.A., "Traitor to Livonia?"; in Ordines Militares, XIX, p.205 (2014).
Pathuis, A., "Groninger Gedenkwaardigheden". Van Gorcum, Assen (1977). ISBN 9023215001.
Ub: Borgen - Onstaborg
Genealogie de Mepsche: https://gw.geneanet.org/roelfs?lang=nl&m=N&v=de+MEPSCHE
Wiki JdM = Johan de Mepsche; Wikipedia