Die Bildung von Strukturen im Universum wird von der Gravitation bestimmt. Stellen wir uns gigantische Materiewolken im Universum vor, so werden solche Wolken durch die Wirkung der Gravitation zusammengehalten. Unter günstigen Bedingungen werden sie zu kompakteren Strukturen kontrahieren und so können sich Galaxien und darin Sterne oder Planeten bilden.
Sterne sind stabile kugelförmige Gebilde.
Die stabile Struktur wird
durch das Gleichgewicht der zusammenziehenden Wirkung der Gravitation
und der auseinandertreibenden Wirkung des Gasdrucks im sehr heissen
Sterninneren bestimmt.
Gravitation
Die Darstellung der Gravitation als anziehende Kraft zwischen Massen verdanken wir der Kombination von Newtons Einblick in die Mathematik und den vielen vorhandenen genauen Messungen. Zu letzteren gehören Messungen an Planetenbahnen (z.B. Kepler), am freien Fall (Galilei), am Pendel (z.B. Huygens) sowie den darauf basierenden Beschreibungen ihrer Gesetzmässigkeiten. Zu der damaligen Diskussion um das Weltbild (Sonne im Zentrum des Planetensystems) siehe Sobel (1999). Newton hat die Gravitation als eine fundamentale Kraft gesehen, die vieles im täglichen Leben bestimmt. Aus dem von ihm entwickelten Formalismus für Gravitation konnte er alles Bekannte im Bereich der Mechanik ableiten sowie zu Vorhersagen kommen, die man mit Experimenten überprüfen kann.
Hier clicken zum Laden des Applets zu Planetenbahnen |
Bahnen der Planeten unseres Sonnensytems |
Die Gravitation war die physikalische Theorie, die gebraucht wurde,
um die ersten astronomischen Beobachtungen, die Bewegungen der Planeten,
zu erklären.
Aus den Beobachtungen Tycho Brahes
leitete Kepler seine Gesetze der Planetenbewegung ab.
Auch an unserem Planetensystem ist ersichtlich, dass
gravitative Systeme über einen grossen Zeitraum stabil sind.
Die aus den Bewegungen der Planeten abgeleiteten
Grössenverhältnisse bilden auch heute noch die Grundlage
der Entfernungsbestimmung im Weltall.
Relativitätstheorie
Ein sehr wesentlicher Schritt zu dem Verständnis der Auswirkung der
Gravitation geht auf die
Allgemeine Relativitätstheorie von
Einstein
zurück.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte er aus der Erforschung des
Elektromagnetismus
und der gemessenen Konstanz der Lichtgeschwindigkeit
die Spezielle Relativitätstheorie,
die insbesondere Phänomene bei grossen Geschwindigkeiten
gegenüber der Newtonschen Theorie anders beschreibt.
Die Auswirkung, die
relativistische Geschwindigkeit auf die Wahrnehmung hat,
kann in Modellierungen zur Raumzeitverzerrung angeschaut werden,
z.B. über den Link zu der in Tübingen entwickelten
Relativitätsgalerie.
Raumkrümmung
Es gelang allerdings zunächst nicht, die Gravitationskraft innerhalb
der Speziellen Relativitätstheorie konsistent zu beschreiben.
Es brauchte 10 Jahre harter Arbeit, bis
Einstein
eine geniale Lösung dieses Problems fand.
Seine Allgemeine Relativitätstheorie von 1915 postulierte,
dass Gravitation als Krümmung des Raumes beschreibbar ist.
Die Gravitationskraft wird also durch die Krümmung des Raumes
in der Umgebung grosser Massen (z.B. Sterne) hervorgerufen.
Die Allgemeine Relativitätstheorie beschreibt neben der lokalen
Wirkung der Gravitation auch die Struktur des Raumes auf grossen Skalen,
so z.B. auch die Struktur des Universums.
Alle heute ernsthaft diskutierten Weltmodelle basieren auf den Gesetzen
der Einsteinschen Theorie,
die sich bei allen Tests durch Messungen extrem gut bewährt hat.
Lichtablenkung
Einsteins
Relativitätstheorie machte die erstaunliche Vorhersage,
dass das nahe am Sonnenrand vorbei strahlende Sternlicht
durch die Raumkrümmung in der Nähe der Sonne
messbar abgelenkt werden würde.
Dies wurde 1919 erstmalig durch Beobachtungen während einer
Sonnenfinsternis nachgewiesen
(Ja! Man kann dann mit einem Teleskop Sterne sehen!).
Es machte Einstein bei Laien berühmt.
Seither wurde die Lichtablenkung an der Sonne
bei vielen Sonnenfinsternissen bestätigt.
Lichtablenkung und/oder Raumkrümmung
Die grosse Bedeutung der Relativitätstheorie liegt darin,
dass in ihr die Theorie der Ausbreitung der elektromagnetischen Strahlung
und die Struktur des Raumes zusammen behandelt wurden.
Dabei liefert die Notwendigkeit der Invarianz physikalischer Vorgänge
bei der Transformation von Koordinatensystemen
die Äquivalenz folgender Beschreibungen:
a) Licht wird in einem starken Schwerefeld gravitativ abgelenkt
b) Durch eine grosse Masse wird der Raum stark gekrümt,
sodass die Position einer Hintergrundlichtquelle als verschoben erscheint.
Modelle für Struktur des Universums; Expansion
Am Anfang des Jahrhunderts existierten Modelle zu der Struktur des Universums
(de Sitter,
Einstein,
Schwarzschild),
die alle statisch waren.
Nach systematischer Untersuchung von Galaxien stellte
Hubble 1929
einen Zusammenhang zwischen Entfernung und Geschwindigkeit fest.
Das Universum expandiert,
und zwar nach v=Ho x d,
mit v= Geschwindigkeit und d= Entfernung der Galaxie.
Die Konstante heisst die Hubble-Konstante,
mit Ho etwa 75 km/s pro Megaparsec Entfernung.
Die Entdeckung der Expansion führte dazu,
dass Weltmodelle entwickelt wurden,
in denen das Universum als Ganzes expandiert.
Solche Weltmodelle sind mit der Allgemeinen Relativitätstheorie
beschreibbar. Sie sagen voraus,
dass unser Universum vor etwa 13 Milliarden Jahren quasi als Explosion
(Urknall, Big Bang) aus einem kleinen Volumen heraus entstanden ist.
Die "Glut der Explosion" ist auch heute noch als Kosmische
Hintergrundstrahlung sichtbar, die 1946 von George Gamow vorhergesagt
und 1965 von Penzias und Wilson entdeckt wurde.
Gravitationslinsen
Eine weitere Vorhersage für die gravitative Lichtablenkung
folgt aus der Relativitästheorie.
Wenn Licht durch grosse Massen abgelenkt wird,
so müsste auch Licht von sehr weit entfernten Objekten durch
die Masse näher gelegener Galaxien (oder Galaxienhaufen)
abgelenkt werden.
Falls diese ablenkenden Massen stark genug sind,
so müsste es auch Situationen geben,
wo das Licht auf zwei (oder mehreren) Seiten
an den Massen vorbei läuft und trotzdem unser Teleskop erreicht.
In so einem Fall würde man die gleiche Quelle an
zwei oder mehreren Positionen am Himmel sehen.
Die Vorhersage der Existenz solcher Gravitationslinsen
mit deren Auswirkung wurde
mit der Entdeckung 1979 eines Quasar,
der als Doppelbild am Himmel erscheint, bestätigt.
Weiterhin werden die Lichtbündel von solchen Quellen
stark verzerrt, so dass diese Quellen uns grösser erscheinen können,
als sie ohne Lichtablenkung wären.
Besonders extreme Beispiele für diesen Effekt ist
das Auftreten sogenannter Einstein-Ringe,
die zum ersten Mal 1988 gesehen wurden.
Auch die leuchtenden Bögen und
bananenförmige Bilder von Galaxien
werden durch Ablenkung des Lichtes weit entfernter Galaxien
im Schwerefeld eines näheren Galaxienhaufens bewirkt.
Bilder können über den Link zu
Einstein Ring und Gravitationslinsen
gefunden werden.
Schwarze Löcher
In der Endphase der Entwicklung sehr massereicher Sterne kann es nach einem Supernova Ereignis zu einem Gravitationskollaps kommen, dessen Auswirkungen bereits 1916 von Karl Schwarzschild beschrieben wurden. In der Umgebung eines derart kollabierten Objektes ist die Schwerkraft so gross, dass weder Materie noch Licht aus dem Bereich innerhalb des Radius Rs entweichen kann (siehe Bild). Dieser Radius heisst der Schwarzschild-Radius und wird gegeben durch Rs=2GM/c2 , mit M=Masse des Objekts, G= Gravitationskonstante, und c= Lichtgeschwindigkeit. Derartige Objekte bezeichnet man als Schwarze Löcher.
Die drei-dimensionale Geometrie
des Schwerefeldes um ein Schwarzes Loch kann als eine ``Delle''
in einer zwei-dimensionalen Ebene dargestellt werden.
Das Licht eines Objektes tief in so einer ``Delle'' kann einen
aussenstehenden Beobachter nicht mehr erreichen;
das Objekt ist jenseits des Beobachtbaren, jenseits des ``Horizonts''.
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Materie, die von aussen in ein solches Objekt einströmt, wird auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, ehe sie im Schwarzschild-Bereich (der ``Horizont'') verschwindet. Kurz zuvor strahlt sie jedoch energiereiche Photonen ab. Diese Röntgen-Photonen können heutzutage mit Röntgen-Satellitenteleskopen (z.B. ROSAT 1990-1997; Chandra seit 1999, und andere Röntgen-Satelliten) beobachtet werden. Wegen den grossen Geschwindigkeiten muss die komplette Beschreibung der Physik relativistisch gemacht werden. Eine ausführliche Beschreibung der Phänomene um ein Schwarzes Loch ist in dem Link auf Black Holes zu finden.
Es gibt inzwischen aus Untersuchungen an Doppelsternen eindeutige Hinweise auf die Existenz stellarer Schwarzer Löcher mit einer Masse von 4-20 Sonnenmassen. (Da ein Schwarzes Loch für uns unsichtbar ist, gibt nur die Umgebung Hinweise auf die Existenz solcher Objekte.)
Die Studie der grossen Geschwindigkeiten der Sterne in der Nähe des galaktischen Zentrums führt zu dem Schluss, dass ein Schwarzes Loch existiert im Zentrum der Milchstraße, mit einer Masse von etwa 2.5 Millionen Sonnenmassen. Dies ist eine erstaunlich grosse Masse. Es gibt aber Galaxien mit sehr aktiven Kerngebieten, in denen ebenfalls ähnlich schwere schwarze Löcher vermutet werden.
Im Jahr 1970 stellte Stephen Hawking
die quantenmechanische Überlegung an,
dass die Schwarzen Löcher eine höhere Temperatur als
ihre Umgebung besitzen und deshalb auch verdampfen können.
Dies ginge bei stellaren Schwarzen Löchern langsam,
aber nach Verlust von Masse immer schneller.
Diese Vorstellung zeigt, dass im Endstadium des Universums wohl doch
nicht alle Materie in Schwarzen Löchern eingesammelt ist,
sondern eher ein Gemisch aus Photonen und Leptonen übrig bleibt
(siehe dazu auch
Teilchenphysik).
Gravitationswellen
Eine bisher unbestätigte Vorhersage Einsteins (von 1916!) stellen die
Gravitationswellen dar.
Alle Sterne sind in Bewegung; dabei ziehen sie
die von ihnen erzeugte Krümmung des Raums mit sich durchs Universum.
Die dadurch erzeugte Störung in der Raumzeit breitet sich
wellenförmig mit Lichtgeschwindigkeit nach allen Seiten aus.
Besonders heftige und energiereiche Ereignisse im Sternenleben,
wie die Implosion eines Sterninneren die zu einer
Supernova
führt, oder die Entstehung von
Schwarzen Löchern
(siehe oben), sind von Gravitationswellen begleitet.
Gelingt es uns sie nachzuweisen, so bekommen wir völlig neue
Informationen über diese Vorgänge.
Die zur Zeit im Bau befindlichen
Gravitationswellendetektoren
sollen im Jahr 2001 zum Einsatz kommen.
Dunkle Materie
Spiralgalaxien rotieren. Wenn die normale Gravitationstheorie gilt, würde man zum Rand einer Galaxie hin eine langsamere Rotation erwarten, falls das Schwerefeld von der sichtbaren Materieverteilung der Galaxie hervorgerufen wird. Die Rotation von Galaxien wird mit Hilfe der Radiospektroskopie der Wasserstoffemission (siehe zu atomarer Struktur bei Atomphysik) bestimmt. Das Rotationsverhalten von Galaxien wird von der Rotationskurve beschrieben (siehe dazu Entschlüsselung der großräumigen Struktur der Galaxis). Man hat nun bei nahezu allen der gemessenen Galaxien (auch bei unserer Milchstraße!) festgestellt, dass die Bahngeschwindigkeit der Rotation nach aussen hin nicht abnimmt.
Zur Erklärung dieser Phänomene gibt es zwei Hypothesen:
1. Es wird postuliert,
dass es nicht-sichtbare Materie gibt,
die zu stärkerer Gravitation in den Aussenbereichen führt
und somit die grosse Rotationsgeschwindigkeit erklären kann.
Diese Materie heisst daher Dunkle Materie.
Spekulationen über die Art dieser Materie sind vielfältig:
Schneebälle im interstellaren Raum,
sich frei bewegende planetenartige Objekte oder dergleichen,
oder aber auch `Elementarteilchen' wie Neutrinos, Strings, `Axionen'
oder andere
(siehe Teilchenphysik).
2. Es wird spekuliert, ob die Gravitationsgesetze und damit
die Relativitätstheorie für grosse Entfernungen unvollständig
oder, besser gesagt, sogar nicht richtig sind.
Neben der Rotation von Spiralgalaxien gibt es weitere starke Hinweise auf die Existenz Dunkler Materie; so ist zum Beispiel die beinahe exakte Isotropie der Kosmischen Hintergrundstrahlung, der Überrest des Big Bang, kaum ohne die Existenz Dunkler Materie verständlich. Ausserdem zeigen Messungen der Materieverteilung in Galaxienhaufen, dass diese zu etwa 80 % aus Dunkler Materie bestehen.
Eine andere Sorte der hypothetischen Dunklen Materie ist die, die existieren müsste, wenn das Universum euklidisch wäre. Es wird auch gefordert in Modellen für die Anfangsphase des Universums. Dies gehört zu dem Fragenbereich der Kosmologie.
Mehr ist zu finden in dem Zusatzkapitel
Dunkle Materie. Weshalb? Wieviel? Wo?.
Eine wissenschaftliche Beschreibung des Problems ist zu finden
in der Veröffentlichung
The Dark Matter Problem.
- Hawking, S., 1998,
Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit,
Rowohlt, Reinbeck, ISBN 3-498-02944-4
- Henkel, O., 2000, Einstein für Einsteiger. Teil I:
Worum geht es in der Relativitätstheorie?
Sterne und Weltraum, 39, S. 142 (Heft 2-3/2000)
- Nollert, H.-P., Ruder, H., 2000, Gravitationswellen - Das neue Fenster zum Weltall,
Astronomie+Raumfahrt
Heft 5/2000, 37 Jrg, Seite 14
- Sobel D., 1999, Galileo's Daughter,
Fourth Estate Ltd., ISBN 1-84115-494-6
(es gibt auch eine Übersetzung auf Deutsch)
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Siehe auch Aufsätze und Links