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![]() >> Siehe auch Pressemitteilung über Entdeckung von Molekülen in J1148! << Staubige Leuchtfeuer am Anfang des Universums:
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Dass hell leuchtende supermassive schwarze Löcher im frühen Universum
oft umgeben waren von Regionen intensiver
Sternentstehung, das konnten neue Beobachtungen mit empfindlichen
Radioteleskopen zeigen. Die Wärmestrahlung von Staub aus den
entferntesten Quasaren sowie eine kosmische Linse erlauben tiefe
Einsichten in das Innenleben der hellsten und frühsten Objekte
im Universums.
Die Messung der Wärmestrahlung von zwei der entferntesten Quasare gelang einer deutsch-französisch-amerikanischen Gruppe von Wissenschaftlern mit einem am Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie entwickelten hochempfindlichen Wärmesensor. Mit dieser Entdeckung verbessern die Forscher einen von ihnen erst vor einem Jahr aufgestellten Entfernungsrekord, der Staub nun sogar in den dunklen, frühsten Epochen des Universums nachweist. Zudem gelang den Forschern die hochauflösende Radiobeobachtung eines weiteren Quasars, dessen Bild durch eine bislang unidentifizierte Vordergrundgalaxie verstärkt wird und so einen detaillierten Einblick in die Gasverteilung im Zentrum des Quasars erlaubt. "Diese Beobachtungen zusammengenommen belegen eindrücklich, dass in Quasaren neben den supermassiven Schwarzen Löchern auch ungeheure Mengen an Sternen entstanden, und das schon zu einer Zeit als das Universum erst 6 Prozent seines heutigen Alters hatte," resümiert der Bonner Max-Planck Wissenschaftler Frank Bertoldi, der die Beobachtung der Rekord-Quasare leitete. Quasare sind sehr junge Galaxien, in deren Zentrum grosse Mengen an Materie auf supermassive Schwarze Löcher fallen. Das dabei heiss aufleuchtende Gas macht die Quasare zu den leuchtkräftigsten Objekten im Universum, zu Leuchtfeuern, die es optischen Teleskopen ermöglichen, bis in die weiteste Vergangenheit des Universums zu sehen. Die Wärmestrahlung von Quasaren interessiert die Astrophysiker weil sie ein starkes Indiz dafür ist, dass hier neben supermassiven schwarzen Löchern auch (super)viele Sterne entstehen. In den Quasaren mit nachweisbarer Wärmestrahlung entstehen vermutlich jedes Jahr einige tausend neue Sterne, ungeheure Mengen verglichen mit der tausend mal niedrigeren Sternentstehungsrate die man in normalen Galaxien wie unserer Milchstrasse beobachtet. "Erst vor kurzem entdeckte man in den uns nahen Galaxien eine
erstaunliche Korrelation zwischen der Masse ihrer zentralen schwarzen
Löcher und der Gesamtmasse der diese unmittelbar umgebenden Sterne,"
erläutert Dr. Pierre Cox vom Institut d'Astrophysique Spatiale der
Universität von Paris-Süd. "Vermutlich versorgten sich die schwarzen
Löcher und die Sternentstehungsregionen während ihrer Entstehung aus
dem gleichen Reservoir grosser Gaswolken, die sich möglicherweise als
Folge der Kollision von Galaxien in deren Zentren verdichten. Das
zumindest würde eine solche Korrelation erklären."
Einen direkten Beweis dafür, dass die Wärmestrahlung von entfernten Quasaren durch Sternentstehung verursacht wird, gab es bislang aber noch nicht. Dazu verhalf die Natur der Forschergruppe nun mit einem kosmischen Vergrösserungsglas, das einen genaueren Blick auf das Innenleben des entfernten Quasars PSS J2322 erlaubt. In einem am 3. April im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science erscheinenden Artikel berichten sie von detailgenauen Aufnahmen der Verteilung der Staub- und Molekülstrahlung des Quasars PSS J2322. Dessen Bild wird durch den kollimierenden Effekt der Gravitation einer zufällig auf der Sichtlinie liegenden Galaxie verstärkt und verzerrt. Aus der resultierenden Ringform des Radiobildes lässt sich ableiten, dass die staubigen Molekülwolken in einer weit ausgedehnten Region um das Schwarzes Loch herum verteilt sind (Abb.2). Somit sehen sich Dr. Bertoldi und seine Kollegen nun bestätigt: "Dieser Glücksfall eines durch eine Gravitationslinse verstärkten Quasars untermauert endlich unsere Vermutung, dass in den staubigen Molekülwolken der Quasare mit hohen Raten Sterne entstehen. Denn die Leuchtkraft der Wolken ist so gross, die kann bei so einem grossen Abstand zum Schwarzen Loch nicht mehr durch dieses verursacht werden."
Erst die bündelnde Gravitationskraft einer bislang noch unidentifizierten Vordergrundgalaxie erlaubte es den Forschern im Fall des Quasars PSS J2322 die relative Position des Schwarzen Lochs und der Gaswolken zu bestimmen. Befände sich das Gas sehr nahe am Schwarzen Loch, so wäre die beobachtete Strahlung des warmen Staubs oder der Kohlenmonoxyd (CO) Moleküle ähnlich verteilt wie die optisch sichtbare Strahlung des kompakten Quasars: zwei punktförmige Objekte in einem Abstand von ca. 2 Bogensekunden, was nicht mehr als einem tausendstel des scheinbaren Monddurchmessers entspricht. Jedoch verteilt sich die Staub- und CO-Strahlung durch die Lichtbrechung im Gravitationsfeld der Vordergrundgalaxie auf einen runden sogenannten Einstein-Ring. Aus der Größe und der relativen Position des Rings und des optischen Doppel-Quasar lernen die Astronomen, dass das staubige Gas auf eine ausgedehnte und wahrscheinlich abgeflachte Scheibe mit einem Durchmesser von ca. 12.000 Lichjahren verteilt sein muss. Hingege ist das schwarze Loch mit seinem umgebenden heiss leuchtenden Gas auf eine Region von wenigen Lichttagen konzentriert.
"Solch starke Gravitationslinsen sind äusserst selten," meint Chris Carilli vom National Radio Astronomical Observatory, der die hochauflösenden Beobachtungen des Einstein-Rings am Very Large Array in der Wüste Neu-Mexikos durchführte. "Wir vermuteten schon nach den ersten Bolometer-Messungen am IRAM 30m Teleskop, in denen das Objekt ungewöhnlich hell schien, eine Graviationslinse vor diesem Quasar. Dass aber die Linse fast genau vor dem Quasar sitzt, und somit die Strahlung in einen schönen Einstein-Ring auffächert, übertraf unsere Erwartungen." Albert Einstein erkannte die Möglichkeit von ringförmigen Bildern einer perfekt ausgerichteten Gravitationslinse im Jahre 1936, glaubte jedoch, die Chancen für so eine Konstellation seien unwahrscheinlich klein. Die erste Gravitationslinse wurde in Jahre 1979 entdeckt, der erste Einstein-Ring 1987. PSS J2322 ist der entfernteste bekannte Einstein-Ring, und der erste durch Molekülemission nachgewiesene. Die Entdeckung des Einstein-Rings und von Staubemission der entferntesten Quasare ist die Krönung einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Forschern aus Bonn, Frankreich und den USA. Systematisch hatte die Gruppe in den letzten vier Jahren mit der MAMBO Kamera am IRAM 30-m Teleskop ca. 150 Quasare auf Wärmestrahlung untersucht. (Viele dieser Quasare wurden vorab unter anderen von X. Fan und M. Strauss von der Princeton Universität, und von G. Djorgovski des California Institute of Technology in optischen Himmelskratierungen entdeckt.) Von ungefähr jedem dritten der beobachteten Quasare konnte thermische Strahlung registriert werden, und die hellsten dieser wurden dann mit hochauflösenden Interferometer-Radioteleskopen wie dem IRAM Plateau de Bure Interferometer in den französischen Alpen, oder dem Very Large Array in Neu-Mexiko nachbeobachtet. Bei einigen Quasaren konnte dabei CO Molekülstrahlung nachgewiesen werden, was ein wichtiges Indiz darstellt für die Existenz grosser Massen von dichtem Gas. Dessen Existenz wiederum legt die Vermutung nahe, dass hier viele Sterne entstehen, die das umgebende Gas und den Staub aufheizen. Da die Winkelauflösung der Interferometer nicht ausreicht die Grösse der Emissionsregionen zu messen, konnte bislang auch nicht ausgeschlossen werden, ob die Strahlung der Schwarzen Löcher für die Gasaufheizung verantwortlich ist und somit zwar staubige Molekülwolken existieren, dort aber nicht notwendigerweise Sterne entstehen. Die Beobachtung des Einstein-Rings um PSS J2322 zeigt nun jedoch klar die Ausdehnung der Region der Staub- und Molekülemission, und dass daher das Schwarze Loch für die Gasheizung hier nicht verantwortlich sein kann. "Dass solch gewaltige Mengen an Staub und schweren Elementen schon so früh nach dem Urknall in den ersten uns sichtbaren Galaxien existieren, das hätte vor 10 Jahren niemand vermutet," erinnert sich Dr. Bertoldi. "Die schweren Atome, aus denen der Staub und das CO-Gas bestehen, wurden durch Kernreaktionen im Inneren von Sternen erzeugt. In der ursprünglichen kosmischen Materie gab es nur Wasserstoff, Helium, und ein wenig Lithium, aber weder Sauerstoff noch Kohlenstoff. Es scheint, dass die ersten massereichen Sterne am Ende ihres kurzen Lebens durch Explosionen oder durch starke Winde viele schwere Atome in das umliegende Gas mischten. Somit gab es gleich nach einigen hundert Millionen Jahren dort ähnliche Anreicherungen von CO und Staub wie wir sie heute, 13,6 Milliarden Jahre später, im interstellaren Gas benachbarter Galaxien finden." Ob die starke Staubemission des Rekordquasars J1148 auch durch eine Gravitatinslinse verstärkt wird, das wird sich erst in geplanten Beobachtungen mit dem VLA oder dem Plateau de Bure Interferometern herausstellen. Einige Indizien aus den optischen Spektren der amerikanischen Forscher deuten darauf hin. Ein weiterer Einstein-Ring wird jedoch nicht erwartet, denn das optische Bild zeigt nur ein einzelnes kompaktes Objekt. Zum Team der Quasarforscher gehören: Dr. Frank Bertoldi vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, Dr. Pierre Cox und Alexandre Beelen vom Institute d'Astrophysique Spatial der Universität von Paris in Orsay, Prof. Alain Omont vom Institut d'Astropysique de Paris, Dr. Chris Carilli vom National Radio Astronomy Observatory in Socorro, USA, Prof. Michael Strauss von der Princeton Universität, Prof. Xiaohui Fan von der Universität von Arizona, USA, Prof. George Djorgovski und Ashish Mahabal vom California Institute of Technology, USA, Prof. Geraint Lewis von der Universität von Sydney, Australien, und Dr. Robert Zylka vom IRAM in Grenoble, Frankreich. [ELN] Die Forschungsergebnisse werden in zwei Artikeln vorgestellt:
Die Messungen des Einstein Rings wurden bei Zentimeter-Wellenlänge mit
dem Very Large Array in Neu-Mexico, USA, durchgeführt. Die Messungen
bei Millimeter-Wellenlängen wurden mit dem IRAM 30-m Teleskop auf
dem Pico Veleta bei Granada in Spanien durchgeführt (Abb. 4). Der
an diesem Teleskop benutzte äusserst empfindliche
Bolometer-Detektor (MAMBO-2, Abb. 5) wurde am Max-Planck-Institut
für Radioastronomie von Dr. Ernst Kreysa und seiner Gruppe
entwickelt und gebaut. Das Institut für Radioastronomie bei
Millimeterwellenlängen (IRAM) wird gemeinsam von der
Max-Planck-Gesellschaft, dem französischen Centre National de
Recherche Scientifique und dem spanischen Instituto Geografico
Nacional mit Hauptquartier in Grenoble betrieben.
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Informationen im Internet: | Weitere Auskünfte:
Dr. Frank Bertoldi Dr. Norbert Junkes (MPIfR public outreach) |
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