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Jenseits von Pluto: |
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Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie
in Bonn gelang es, den Durchmesser von vier der fünf grössten und
fernsten Kleinplaneten unseres Sonnensystems zu bestimmen. Der grösste
dieser Himmelskörper wurde im Juni von Planetenforschern des California
Institute of Technology entdeckt und von diesen nach einem Schöpfungsmythos
der kalifornischen Tongva-Stammes "Quaoar" getauft. Die Radiobeobachtungen
der Bonner Astronomen mit dem IRAM-30m-Teleskop zeigen, dass Quaoar mit einem
Durchmesser von ca. 1250 km das grösste Objekt ist, dass seit der Entdeckung
von Pluto im Jahre 1930 im Sonnensystem gefunden wurde.
Die neuen Kleinplaneten wurden zunächst als punktförmige und sich langsam bewegende Objekte auf optischen Himmelsaufnahmen identifiziert. Die Bonner Astrophysiker Frank Bertoldi und Wilhelm Altenhoff konnten nun durch Messung der Wärmestrahlung der vier hellsten Kleinplaneten deren Durchmesser auf zwischen 700 bis 1200 km bestimmen. Ihre kalifornischen Kollegen, die ihre Entdeckung von Quoaor am 7. Oktober 2002 auf einem Kongress der American Astronomical Society in Birmingham im US Bundesstaat Alabama bekannt gaben, konnten Quaoar in optischen Bildern des Hubble Space Teleskops sogar direkt vermessen, was bisher wegen ihrer winzigen Ausdehnung bei keinem anderen solcher Objekte gelungen war. Die vier Kleinplaneten befinden sich in den äussersten Regionen unseres Sonnensystems, jenseits von Pluto in einer Entfernung von mehr als 4 Milliarden km, über 30 mal weiter als der Abstand zwischen Erde und Sonne. Sie sind Mitglieder des sogenannten Kuiper-Gürtels von etwa hunderttausend Kleinplaneten, die unsere Sonne auf stabilen Bahnen mit Umlaufzeiten von ca. 300 Jahren umkreisen. Die Existenz solch eines Rings von Kleinplaneten wurde Mitte letzten Jahrhunderts von den Astronomen Kenneth Edgeworth (1880-1972) und Gerard P. Kuiper (1905-1973) vermutet. Die erste Sichtung eines Edgeworth-Kuiper-Objekts (EKO) gelang aber erst 1992, und seitdem wurden über 550 EKOs entdeckt.
Eine direkte Grössenbestimmung der EKOs war bisher wegen ihrer grossen Entfernung nicht möglich. Mit dem 30-Meter Teleskop von IRAM in Südspanien und MAMBO, einem sehr empfindlichen Wärmesensor des Bonner Max-Planck-Instituts, gelang es den Bonner Forschern nun, die Wärmestrahlung von vier der fünf grössten EKOs zu messen. "Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Kleinplanet am Himmel bewegt, verrät uns dessen Entfernung", erklärt Dr. Frank Bertoldi, "und damit können wir die durch Sonnenstrahlung bestimmte Oberflächentemperatur des Objekts ausrechnen. Die von uns gemessene Stärke der Wärmestrahlung, die von der Oberflächentemperatur und der Grösse abhängt, zeigt uns dann, wie gross der Kleinplanet ist. Hingegen erlaubt die optische Helligkeit, die nur reflektiertes Sonnenlicht ist, keinen genauen Aufschluss über die Grösse, weil das recht niedrige Reflektionsvermögen der Oberfläche nicht vorab bekannt ist". "Die Entdeckung der beiden grossen EKOs durch die amerikanischen
Kollegen ist beeindruckend und wichtig", bekennt Dr. Wilhelm Altenhoff,
der seit Jahrzehnten die Kleinplaneten und Kometen erforscht. "Es werden im kommenden
Jahr bestimmt noch viele neue und vielleicht noch grössere dieser Objekte
dazukommen. Uns interessiert dabei die Ausdehnung der EKO-Wolke und besonders,
wieviel Masse in all den EKOs insgesamt steckt. Denn dies erlaubt interessante
Rückschlüsse auf den Ursprung unseres Planetensystems; die EKOs
sind eine Geröllhalde, eine archäologische Fundstätte, die
ursprüngliche und unveränderte Überreste des Sonnennebels
enthält, aus dem sich die Sonne und Planeten entwickelt haben. Die Bestimmung
der Grösse und Reflektivität der grossen EKOs ist wichtig, weil
deren Kenntnis uns erlaubt, die Gesamtmasse der vielen kleineren EKOs abzuschätzen,
die ja zu winzig sind, als dass wir ihren Durchmesser direkt messen könnten."
Die Messungen bei Millimeter-Wellenlängen wurden mit dem IRAM
30-m Teleskop auf dem Pico Veleta bei Granada in Spanien durchgeführt
(Abb. 2). Der an diesem Teleskop benutzte äusserst empfindliche Bolometer-Detektor
(MAMBO, Abb. 3) wurde am Max-Planck-Institut für Radioastronomie von
Dr. Ernst Kreysa und seiner Gruppe entwickelt und gebaut. Das Institut für
Radioastronomie bei Millimeterwellenlängen (IRAM) wird gemeinsam von
der Max-Planck-Gesellschaft, dem französischen Centre National de Recherche
Scientifique und dem spanischen Instituto Geografico Nacional mit Hauptquartier
in Grenoble betrieben. |
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Informationen im Internet:
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Für weitere Auskünfte stehen Ihnen gerne zur Verfügung: Dr. Frank Bertoldi Dr. Wilhelm Altenhoff Dr. Norbert Junkes (MPIfR Öffentlichkeitsarbeit)
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